Eine letzte Runde Irland...
- Lisa Turzer
- 28. Okt. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Reisemüdigkeit, Gedankenkarussell und ein Abschied mit Tränen & Delphinen

Ok, wie lange ist es bitte her, dass ich hier einen Blogpost veröffentlicht habe?
Eine halbe Ewigkeit…
Seitdem ist irgendwie ganz schön viel passiert und irgendwie auch nichts.
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Aber ich fange mal da an, wo ich beim letzten Eintrag aufgehört habe. In Irland.
Es ist Mitte August und ich entschließe mich, so langsam (oder auch schneller) in Richtung Süden zu fahren. Der Grund dafür: Ich habe mich noch einmal für eine Malreise in Italien angemeldet und mich schlussendlich dann doch dafür entschieden, diese Reise anzutreten, weil so viele Freunde von mir dabei sein werden. Und da die Abfahrt bereits am 11. September sein soll, muss ich bis dahin in Bayern bei meiner Mutter sein, die netterweise Paula in dieser Zeit betreuen wird.
Und weil ich noch einige Dinge in Deutschland erledigen möchte, so langweiliges wie Rezepte bei einer Ärztin besorgen und auch Wäsche waschen etc., möchte ich auch eine Woche vor Abreise nach Italien im Süden Deutschlands sein.

Doch noch in Irland beschließe ich eine längere Fahrt auf mich zu nehmen und buche mir einen Campingplatz in der Nähe von Limerick.
Seit ein paar Tagen jedoch merke ich öfters beim Bremsen ein Ruckeln im Fahrzeug und telefoniere schon von unterwegs mit einem sehr netten Automechaniker, nicht weit entfernt vom Campingplatz. Weil er natürlich viel zu tun hat, muss ich mal wieder einige Tage auf einen Termin bei ihm warten und stecke mal wieder ungeplant fest, diesmal leider nicht am Meer oder mit besonders schöner Aussicht.
Aber weil mich ja auch ganz schön die Reisemüdigkeit geplagt hat, bin ich irgendwie auch ganz froh über die Bremse und hänge mit Paula einfach ein paar Tage ab.
Nach dem Termin bin ich froh, dass ich dort war, denn eine der vorderen Bremsscheiben ist verzogen, ich vermute, ich bin einfach eine wilde Schotterstraße zu viel mit meinem Nugget gefahren, der ja eher kein 4x4 Offroadfahrzeug ist. Aber gut, der nette Ire versichert mir, dass ich sicher noch nach Bayern komme, ohne dass er mir das Teil ersetzt und darüber bin ich froh, denn ich habe bereits eine Fähre von Irland nach Wales gebucht.
Durch meinen kleinen Abstecher in die Autowerkstatt und die verstrichenen Tage wird der restliche Trip durch Irland stark abgekürzt und ich fahre zwar noch ein wenig durch Kerry und West Cork, doch eher schnell und ohne viel Elan die Gegend zu erkunden.
Teils, weil ich dort schon zweimal war, teils weil das Wetter vor hat, ordentlich Wind durchs Land zu pusten und auch weil ich einfach nicht mehr kann.

Die Fahrt durch Kerry ist allerdings ganz wunderbar und ich kann meine alte Hundedame an einem sonnigen Tag auch noch überreden mit mir einen kleinen Spaziergang durch den Killarney Nationalpark zu machen. Ich fahre die wirklich sehr sehr engen Straßen des Ring of Kerry entlang Richtung Süden und finde einen Übernachtungsplatz mit herrlicher Aussicht, der Wind ist hier allerdings besonders stark und morgens muss mal wieder die Heizung ran, in den Bergen ist es einfach ziemlich frisch.
Dingle spare ich diesmal aus. Ich habe keine Lust mehr auf Touristenströme, die irgendwie deutlich mehr sind, seit wir in Kerry unterwegs sind. Dingle ist ganz herrlich und auf jeden Fall solltest du es besuchen, wenn du einmal in Irland bist, ich war dort schon öfters. Darum fällt es mir nicht sooo schwer daran vorbeizufahren, doch ich nehme mir fest vor, die Halbinsel noch einmal zu besuchen. Und auch West Cork bietet noch einige Ecken, in denen ich noch nicht war. Auch wenn die Landschaft nicht ganz so dramatisch ist, wie in meinem geliebten Norden, warten dort sicher noch einige tolle Ziele auf mich.
Zu den Abenteuern der letzten Tage in Irland zählt sicherlich die Stellplatzsuche, die stellt sich hier im Süden nämlich als deutlich schwieriger heraus, als im weniger dicht besiedelten Norden des Landes.
Dazu kommen auch noch zwei Nächte, in denen die Flut außergewöhnlich hoch kommt, so dass ich an einem Abend einen Stellplatz kurz vor dem Schlafengehen noch verlasse, um dem Wasser zu entkommen und am nächsten Abend von einem sehr netten Local darauf hingewiesen werde, darauf zu achten, wo das Wasser in der letzten Nacht war, um mich vielleicht noch einmal anders hinzustellen. Nun gut, hat geklappt, wir sind nicht abgesoffen, konnten aber an dem wunderbar ruhigen Ort auch noch Vögel beobachten und einen ruhigen Tag südlich von Cork genießen.

Nachdem ich in der Whiskybrennerei in der Jameson und Redbreast gebrannt werden, noch ein paar flüssige Souvenirs mitnehme, geht unsere Reise immer weiter in Richtung Osten.
Im County Waterford besuchen ich und Paula noch die Mahon Falls in den Comeragh Mountains. Der eigentliche Plan ist, auch hier auf einem der Parkplätze in den Bergen zu übernachten, doch diese sind einfach zu schief für uns, ich kriege den Van auch mit Keilen nicht in eine bequeme Position. Also düsen wir, nach einem Spaziergang zu den Wasserfällen, die hoch oben auf dem Berg sind, wieder ins Tal und finden einen guten Platz neben einer Burgruine, dem Dunhill Castle.


Eigentlich kann man vom Parkplatz aus, einen entspannten 3 Kilometer langen Weg in Richtung Meer laufen und kommt dann am Strand an, aber mit meiner alten Dame? Keine Chance.
Immer wieder scheitern momentan die Ausflugspläne und Ideen an der Konstitution meiner alten Hündin, meine Fitness nimmt dadurch leider auch ziemlich ab und meine Laune wird nicht unbedingt besser, wenn ich mich so wenig bewege.
Es macht mich schon oft traurig, dass meine beste Freundin eben nicht mehr viel mit mir erleben kann. Ich glaube, sie ist auch ganz schön durch mit dem Reisen, obwohl ich doch meistens den Eindruck habe, dass sie es auch ganz toll findet, so viel Zeit draußen zu verbringen und direkt in der Natur zu sein, wenn die Tür aufgeht.

Eine letzte Station steht noch aus, bevor wir auf die Fähre in Wales fahren, wir übernachten fünf Minuten vom Fährhafen Rosslare und schippern morgens drei Stunden von einem Land ins nächste. Leider muss Paula wieder mal alleine im Van bleiben, Hunde sind an Bord leider nicht erlaubt. Im Grunde ziemlich unverständlich, denn genug Platz wäre auf dem Riesenschiff schon noch für ein extra Hundeabteil, aber nun gut. Es ist wie es ist, nach etwas über 3 Stunden sind wir wieder vereint und in Wales angelangt.
Als wir Irland verlassen, laufen mir ein paar Tränen die Wange herunter, als ich bei der Abfahrt an Deck in der Sonne sitze. Bisher musste ich immer weinen, wenn ich Irland verlassen habe, wieso sollte es diesmal anders sein. Ein Delphin begleitet uns noch ein Stück aus dem Hafen heraus, ziemlich magisch, wie er so im glitzernden Meer seine Sprünge macht, nur für uns.

Es steht uns noch ein ganz schönes Stück Fahrt bevor, denn ich habe nicht mehr vor, besonders lange in Großbritannien zu bleiben und so brause ich die Autobahn entlang durch Wales bis wir in Nash Point ankommen.
Hier wartet ein privater Campingplatz auf uns, unterhalb eines Leuchtturms, direkt an den Klippen mit freier Sicht aufs Meer.

Ich werde das Meer sehr vermissen. Das ist mir jetzt schon klar. So viel wie die letzten Monate, habe ich noch nie Zeit mit Blick aufs Wasser verbracht und es hat einfach etwas heilendes, inspirierendes und befreiendes. Die Weite tut mir gut, das Rauschen sowieso und wenn ich dann noch hineinhüpfen kann, umso besser.
Vielleicht muss ich ans Meer ziehen?
In den letzten Wochen treiben mich so viele Gedanken an die Zukunft um, dass ich das Reisen und das Hier und Jetzt manchmal gar nicht genießen kann. Ich habe Angst, dass ich nicht weiß, wohin ich soll, dass ich mich wieder mit irgendetwas zufrieden gebe, was mich nicht fröhlich macht oder ich nicht den Mut habe, tatsächlich mal auszuprobieren, wie es ist, eine Weile in Irland oder Schottland zu leben.
So viele Beispiele werden mir in meinen Social Media Feed gespielt, von Menschen die ausgewandert sind oder ein Risiko eingegangen sind, ein Haus renovieren, sich Träume erfüllen.
Doch die meisten sind Paare. Ich stelle mir vor, dass zusammen alles etwas einfach sein könnte. Ich stelle mir vor, mit dem richtigen Partner, würde ich das machen. Jemand, der sagt: machen wir! Sich gegenseitig unterstützen, austauschen, am neuen Leben freuen und auch die Tränen teilen.
Und weil das ziemlich weit von meiner derzeitigen Realität entfernt ist, macht mich dieses Thema manchmal traurig und auch unruhig.

Ab und an fühlt es sich an, als hätte ich versagt. Als hätte ich mein Ziel, dass ich hatte, nicht erreicht. Dabei hatte ich gar keines. Nur romantische Vorstellungen, die sich eben nicht erfüllt haben. Nichts Neues für mich und doch habe ich einfach langsam die Schnauze voll, mein Leben immer alleine zu planen und ich sehne mich einfach nach Gemeinschaft und Nähe.
Und dass ich noch nicht mal Freunde in meiner Nähe hatte, die letzten sechs Monate, hat das Ganze nicht unbedingt einfacher gemacht.
Wir düsen durch das warme England, es ist wirklich heiß im Vergleich zu den letzten Wochen, es hat um die 25°. Und angekommen an der Südküste, nur eine halbe Stunde vom Eurotunnel entfernt, bleiben wir eine letzte Nacht auf einem großen aber trotzdem recht gemütlichen Campingplatz. Ein super herzlicher Betreiber des Platzes begrüßt mich und an diesem Abend muss ich nicht einmal selber kochen, denn es gibt einen Foodtruck, der frische Pasta anbietet. An einem Tag, an dem wir ca. 5 Stunden auf der Autobahn verbracht haben, eine Wohltat.
Die Nacht vor unserer Abreise schlafe ich mal wieder fast gar nicht, denn im letzten Moment fällt mir noch ein, die Einreisebestimmungen für Hunde von UK nach Frankreich zu kontrollieren und dabei wird mir klar, dass die Tollwutimpfung von Paula vier Monate überfällig ist. Tollwut wird normalerweise nicht jährlich geimpft, doch als Einreisebestimmung, steht es online so geschrieben.
Na prima.
Mir ist also angst und bange, als ich am Morgen die Pet Control Station in Folkestone betrete, doch die Mitarbeiterin kontrolliert zwar den Impfpass des Hundes, sagt jedoch gar nichts dazu und bietet mir nur an, einen früheren Zug zu nehmen, als den, den ich gebucht habe.
Na klar, mach ich!
Also noch ein kleines Frühstück auf dem Parkplatz, danach ab in den Zug und circa 30 Minuten später, fahren wir schon, wieder auf der rechten Straßenseite, auf französischem Boden.



Bin zufällig hier gelandet. War in Schöneberg vor Jahren mal in deinem Salon. Finde es toll,wie kreativ und mutig du bist. Alles Gute für dich!