Eine Woche am Shannon und dann auf nach Mayo!
- Lisa Turzer
- 25. Aug. 2024
- 8 Min. Lesezeit
Verliebt in das County Mayo...hier würde ich bleiben, alternativ zu Schottland ;)

Juhu, ich bin mit einer anderen Reisenden verabredet, die Vollzeit in ihrem Wohnmobil unterwegs ist, seit 5 Jahren! Unglaublich. Wir treffen uns im Landesinneren, denn, wie soll es anders sein, sie reist in die entgegengesetzte Richtung zu mir.
Doch vorher habe ich noch Pläne, ich möchte den Benbulben sehen, ein Tafelberg im County Sligo. Ursprünglich dachte ich, ich will auch auf den Berg hinauf, doch ich fühle mich nicht so fit, dass ich das schaffe, vor allem alleine ist mir das manchmal gruselig.


Wir machen uns also auf den Weg zum Benbulben Forest Walk, ein ca. fünf Kilometer langer Waldspaziergang, bei dem man gute Aussicht auf den Berg aber auch auf die Landschaft und das Meer drumherum haben soll.
Ich finde auf Park4Night einen Wanderparkplatz, auf dem ich problemlos meinen hohen Van parken kann, denn der offizielle Parkplatz hat Höhenbeschränkungen.
Zuerst gehe ich mit Paula eine kleine Runde, danach darf die im Nugget schlafen und ich laufe alleine los.
Das ist eigentlich immer komisch, dass ich meine beste Freundin zurücklassen muss, aber ich brauche auch meinen Auslauf und ich weiß, dass sie mit Ach und Krach nur noch 2-3km auf flacher Ebene schafft, das reicht mir einfach nicht.
Ich laufe den Weg im Uhrzeigersinn, die meisten anderen Wanderer natürlich nicht, wie soll es auch anders sein, das scheint irgendwie mein Thema zu sein.
Der Weg führt mich zuerst ein Stück hinauf, mit Meerblick zu meiner linken Seite und wenn ich nach vorne schaue, sehe ich einen anderen Berg, Gleniff Horseshoe. Das ganze Wandergebiet dort soll sehr schön sein. Heute passt das Wetter einfach auch perfekt, darum freue ich mich unterwegs zu sein.
Irgendwann macht der Weg eine Kurve und ich kann schon einen Teil des Benbulben sehen, wirklich sehr beeindruckend. Danach laufe ich unterhalb dieses Tafelbergs entlang und kann ihn nach einem kleinen Waldstück in seiner vollen Pracht betrachten. Schon echt ein verrücktes Ding!
Dann geht es wieder bergab, am offiziellen Parkplatz vorbei, wieder durch den Wald und dann komme ich auch schon bei Paula an.
Heute Abend bin ich auf einem Campingplatz in Rosses Point, mit dem wahrscheinlich seltsamsten Stellplatz, den ich bisher hatte. Und außerdem im Kinderparadies. Es ist Juli und natürlich haben ALLE Sommerferien, auch die Iren. Es ist also Kinderhalligalli um mich herum, aber es gibt eine Dusche und das ist das Wichtigste. Das Meer kann ich leider nicht wirklich sehen, denn ich bin in der einzigen Senke auf diesem Platz gelandet, nun gut. Habe keine Lust mich wegen einer Nacht zu beschweren und nehme es einfach an.

Nachdem mal wieder alles entleert und aufgefüllt ist, mache ich mich auf den Weg an den Shannon, ca. 100km ins Inland, um Melanie und ihren Hund Buddy zu treffen. Wir gehen erst einmal mit den Hunden ein bisschen im Wald spazieren und fahren dann weiter nach Lanesborough, einen kleinen unaufgeregten Ort am Lough Ree. Auf den Wasserwegen des Shannons, der immer wieder in größere Seen übergeht, fahren viele Touristen und Einheimische mit Booten von Hafen zu Hafen. Meistens von Portumna nach Carrick-on-Shannon und wieder zurück. Melanie und ich hangeln uns die nächsten paar Tage immer von einem Hafen zum Nächsten, gehen abends gemeinsam essen, gehen mit den Hunden spazieren, schauen den Booten beim An- und Ablegen zu und unterhalten uns. Melanie reist auch gerne langsam und es tut gut, mal ein paar Tage gemeinsam zu entscheiden, wo es als nächstes hingeht und was wir machen.
Sehr praktisch an diesen Häfen ist, dass sich hier meistens ein Mülleimer und auch frisches Wasser findet. Mülleimer sind in Irland nämlich wirklich eine Rarität und schon viele Reisende haben mir erzählt, dass sie wochenlang ihren Müll durch die Gegend gefahren haben oder extra auf Campingplätzen waren, um diesen dort zu entsorgen.
Nachdem sich unsere Wege trennen, fährt sie langsam in Richtung Nordosten und für mich geht es zurück auf den Wild Atlantic Way, zurück in Richtung Sligo.
Ich finde einen herrlichen Platz in der Nähe von Easkey, hier darf man in der Nähe des Easkey Castle am Rand einer sehr wenig befahrenen Straße parken und auch übernachten. Hier kann ich aus dem Auto heraus sogar Delphine beobachten, sehe sie sogar einmal nachmittags und einmal morgens und bin ganz aus dem Häuschen!
Leider muss ich dringend Lebensmittel besorgen, fahre also weiter und steuere in Ballina auch mal wieder einen Campingplatz an. Dieser liegt etwas außerhalb der Stadt und für satte 31€ bleiben wir hier, doch auch eine recht teure Angelegenheit diese Campingplätze in Irland.
An der Rezeption dieses Campingplatzes ist mir auch noch einmal aufgefallen, dass die Iren irgendwie doch nicht so nett sind, wie ihr Ruf es doch oft weismacht.
Kein Vergleich zu Schotten, die gerne quasseln und einladend wirken. Wenn ich dann aber doch mit den Iren in’s Gespräch komme, ist es eigentlich immer nett und lustig, sie wirken nur auf den ersten Blick eher abweisend. Ob das vielleicht an den Touristenmassen liegt, die sich hier durchs Land schieben? Ich weiß es noch nicht.
Von Ballina aus habe ich mir vorgenommen, zum Downpatrick Head zu fahren, mittlerweile sind wir im County Mayo und diesen von der Witterung vom Rest der Klippen abgetrennten Teil, will ich auf jeden Fall auch besuchen.
In dem Vormiitag ist allerdings der Wurm drin, meine Milch für den Kaffee kocht über, beim Tanken funktioniert die Zapfsäule nicht richtig, so dass ich mich selbst, den Van und den Boden mit teurem Diesel bekleckere. Nun gut.
Am Downpatrick Head angekommen, finden wir gleich einen guten Parkplatz, obwohl der große Hauptparkplatz momentan umgebaut wird. Ich laufe mit Paula den Weg hinauf und plötzlich steht am Tor in das Gelände ein Schild mit NO DOGS ALLOWED. Na prima, was mache ich jetzt? Den Hund ins Auto bringen und alleine wieder loslaufen? Zwei nette Menschen bieten mir noch an, auf sie aufzupassen, während ich gucken gehe, aber ich entscheide mich dann, Paula mit einer Schüssel Wasser am Zaun festzumachen und eine schnelle Runde zu drehen.
Als ich wiederkomme, sagt ein Anwohner, der hier seine Runde läuft: ach, hier guckt doch keiner, hättest sie einfach mitnehmen können. Nun gut, zu spät.

Es ist ein richtig schöner, sonniger Tag, ich genieße die Sonne fast genauso wie Paula, die sich nach dem Mittagessen einfach brät und ich beschließe, einfach die Nacht dort zu bleiben, denn ansonsten müsste ich nochmal eine ziemlich lange Strecke zurücklegen.
Mit Meeresrauschen schlafen wir also später ein, immer wieder ein schönes Gefühl.

Vom sonnigen Morgen an der Nordküste von Mayo geht es weiter in Richtung Westen, ich möchte nach Belmullet, eine Halbinsel an der Westküste. Dort war ich noch nie, also vorbei an den Céide Fields (eine Ausgrabungsstätte von neolithischen Feldern, eine 5000-6000 Jahre alte Siedlung), dort war ich vor fast 10 Jahren schon einmal und skippe ich heute einfach.
Je weiter ich nach Westen komme, umso schlechter wird das Wetter, der Wind braust ordentlich und schüttelt mich schon beim Fahren durch und ein paar Tropfen landen auch schon auf der Windschutzscheibe.
Auf Belmullet finde ich einen herrlichen Stellplatz am Meer, weit entfernt von Häusern, hier stört man wirklich niemanden. Allerdings hat nun der Regen vollends eingesetzt und der Wind ist so stark, dass es mir fast die Mütze davon weht. Aber nun gut, ich bin schon Schlimmeres gewöhnt, wird es eben ein Drinnietag, mit Malen, Kochen und früh ins Bett gehen. Nur einen nassen Hund habe ich dann halt auch wieder im Bus.
Dafür belohnt uns der nächste Tag mit herrlichem Sonnenschein, auch viel Wind, aber Sonne!!! Der Strand an dem wir stehen ist endlos lang und ich beschließe den Tag einfach zu bleiben.
Weil ich Belmullet einfach schön und gemütlich finde, bleiben wir insgesamt 5 Tage dort und kommen bis auf eine Nacht immer wieder an den Cross Beach zurück.

Für einen Tag mit besserem Wetter buche ich mir einen Ausflug mit dem Boot, eine Sea Safari, bei der wir hoffentlich auch Delphine zu sehen bekommen.
Ich buche bei Blacksod Sea Safari eine zweieinhalb Stunden Tour und nachdem wir wirklich lange umhergeschippert sind, uns die verlassene Insel Inishkea vom Boot aus angesehen haben und eigentlich schon alle Hoffnung auf Tiere aufgegeben haben, sehen wir wenigstens noch Robben.
Der Kapitän gibt aber nicht auf und hält auf dem Rückweg zum Hafen weiter Ausschau, erzählt uns, dass man immer auf Vögelscharen achten sollte, die sich auf dem Wasser versammeln um zu fressen, denn dort gibt es Fische. Und wo es Fische gibt, sind Delphine wohl nicht weit.
Und kurz darauf sind sie da! Delphine, die durchs Wasser flitzen und springen und fleißig am Futtern sind…einfach magisch. Kann ich mich Worten kaum beschreiben, jeder sollte mal Delphine sehen dürfen. Alle sind ganz aufgeregt und freuen sich sehr, vor allem die Eltern der zahlreichen Kinder an Bord, denn die enttäuschten Kindergesichter waren kaum zu übersehen.
Mit diesen schönen Erinnerungen kann ich Belmullet nun auch verlassen und uns weiter in Richtung Süden bringen.
Auf dem Weg nach Achill Island halte ich noch in Ballycroy am Visitor Centre des Wild Nephin National Parks an um mit Paula dort eine Runde zu drehen. Der Nationalpark lohnt sich sehr, doch wie schön er tatsächlich ist, erfahre ich erst, als ich ein paar Tage später von Newport aus hineinfahre. Doch auch schon der kleine Spaziergang, den man hier machen kann, gefällt mir sehr und die Landschaft erinnert mich an Schottland.
Überhaupt bin ich jetzt schon sehr verliebt in das County Mayo und als wir nach Achill fahren, bestätigt sich dieses Gefühl noch einmal.

Weil sich wieder Regen und dunkle Wolken zusammenbrauen, fahre ich nicht den Hauptweg auf die Insel hinein sondern biege in Mulranny in Richtung Corraun ab, um die kleine südlichere Straße zu fahren, den Schildern des Wild Atlantic Way entlang. Auf dem Weg suchen wir uns einen kleinen Parkplatz zum Übernachten und Regen aussitzen aus. Der nächste Tag ist gleich viel freundlicher und ich juckle die kleinen Straßen der Insel entlang, mit herrlichen Ausblicken, vielen Schafen und verhältnismäßig wenig Touristen. Es bleibt weitestgehend trocken und auch die Sonne kommt hin und wieder durch und macht die Fahrt ganz besonders, die Landschaft ist genau mein Ding und es macht richtig Freude hier entlang zu fahren, auch wenn die Straßen wirklich nicht die Besten und manchmal eng sind.
Am Keel Beach habe ich mir eine Stunde Sauna gebucht, die holzbefeuerte kleine Sabhna Sauna steht direkt am Strand, dort gehe ich noch hinein um später den Campingplatz direkt daneben anzusteuern. Wahnsinn, wieviel hier los ist!
Der Strand ist voller Surfer*innen und anderen Wassersportler*innen. Es macht schon Spaß den ganzen Tag da zuzusehen, ich beneide sie allerdings nicht besonders, stundenlang im kalten Wasser zu sein. Mir reicht da schon ein schneller Dip nach der Sauna.
Ich verbringe noch einen weiteren Tag auf Achill, besuche die ziemlich bekannte Keem Bay, zu der ein kurvenreicher und steiler Weg führt, lohnt sich aber. Die Bucht ist gut besucht und nach einem kleinen Spaziergang ziehen wir lieber weiter und erkunden noch den nördlicheren Teil der Insel, auch hier finden sich zahlreiche Strände, das Meer ist allerdings weniger wild als im Südwesten.
Abends gibt es die herrlichsten Fish Tacos an einem Foodtruck in Keel, bei Ár Bia Mara. Leute, die Fish&Chips bestellen, müssen teilweise 30 Minuten warten, weil alles frisch zubereitet wird. Meine Tacos schmecken herrlich, falls du also dort in der Nähe bist, unbedingt probieren!

Schweren Herzens verlasse ich Achill Island und fahre weiter Richtung Süden.
Kurz vor Newport fahre ich noch einmal landeinwärts in den Wild Nephin Nationalpark, die Landschaft überrascht und ich bin endgültig von Mayo überzeugt. Seen, Flüsse, Berge, Wald, wenig Häuser, alles was mein Herz begehrt.
Auch hier laufen wir einen kleinen Loopwalk und fahren danach wieder die enge Straße Richtung Newport zurück. Die Stellplatzsuche gestaltet sich in dieser Gegend, der Clam Bay etwas schwierig, doch irgendwann landen wir an einem kleinen Hafen in der Nähe des Rockfleet Castle und können dort eine ruhige Nacht verbringen.

Um den Traumaufenthalt in Mayo würdig abzuschließen, verbringen wir nochmal zwei Tage direkt auf einem Strandparkplatz, mit typisch irischem Wetter: Regen, Sonne, Wind, Regen, Sonne. Aber auch zwei herrlichen Sonnenuntergängen.
Vorbei am Croagh Patrick, der höchste Berg Mayos, der an diesem Tag stark bevölkert ist, denn offenbar ist Reek Day, da wird dem Heiligen Patrick zu Ehren dort hinauf gepilgert. Wir lassen aber die Pilger Pilger sein, parken am Carrownisky Beach und lassen es uns dort gut gehen.


































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