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Peak District - im Jane Austen Land

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Stanage Edge


Wir fahren Richtung Osten, in die Mitte Englands, wo eine ganz besondere Landschaft auf uns wartet.

Liverpool, Chester und Manchester lassen wir buchstäblich links liegen und fahren die weite Strecke von Wales in den Peak District. Über langweilige Straßen und Autobahnen, durch dicht besiedeltes Land mit Reihenhäusern und nicht sehr besonderen Örtchen, landen wir plötzlich in einer hügeligen Landschaft, die dicht mit Heide bewachsen ist und müssen natürlich wieder einige steilere Straßen fahren.

Doch es ist schön hier und die Sonne scheint. Noch. Aus Wales bin ich ja auch vor dem ständigen Regen geflüchtet. Aber da es Ende März ist und ich mich in England befinde, werden wir dem nassen Wetter nicht entkommen. Egal, ich habe einige Pläne für den Peak District.



Mein erstes Ziel ist ein felsiger Kamm, der sich „The Roaches“ nennt, dessen höchster Punkt 505m hoch ist.

Der Name „The Roaches“ hat nichts mit Kakerlaken zu tun, sondern kommt aus dem Französischen les roches- the rocks.

Natürlich geht es mal wieder einen steilen Hügel hinauf, und nur 500m von der Hauptstraße entfernt, sind wir auch schon angekommen. Und obwohl sich einige Leute auf den Felsen tummeln, bekommen wir auch noch einen Parkplatz. Die Sonne scheint und es sind Osterferien, überall ist gerade immer viel los, darum freue ich mich über diesen Spot, an dem ich nur aus dem Auto steigen muss und schon direkt mitten in der Felsformation stehe. Und es gibt kein Übernachtungsverbot, bedeutet: klar, bleiben wir hier auch über Nacht.

Und es ist hier wirklich auch ganz wunderbar! Paula und ich klettern über die großen Felsen und zwischen ihnen hindurch und genießen die tollen Ausblicke, die eigentlich die ganze Zeit 360° möglich sind. Nachdem sich abends alle Tagesausflügler davon gemacht haben, sind wir allein, nicht ganz, denn der Regen hat uns natürlich eingeholt. Egal, es ist ein ruhiger Ort und ich freue mich auf den Morgenspaziergang.

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The Roaches

Jetzt wirds nerdy:

Der Peak District ist auf meiner Liste von Orten, die ich besuchen wollte, gelandet, weil ich Jane Austen Romane liebe. Und einer ihrer berühmtesten Romane „Stolz und Vorurteil“ spielt in Derbyshire, das County, in dem eben auch der Peak District liegt. Und weil ich nicht nur das Buch mag, sondern auch gerne die Verfilmungen sehe, habe ich ein wenig recherchiert, wo denn für Stolz und Vorurteil gedreht wurde. Und zuerst werden mir The Roaches als einer der Orte genannt, die ich im Film sehr mag, doch das ist nicht ganz richtig, scheinbar spielt dieser Ort in der BBC Serie mit Colin Forth eine Rolle.

Die Szene, die ich im Film mit Keira Knightley so liebe, wurde wohl am Stanage Edge gedreht, ein ganzes Stück weiter von hier. Ok, kommt auf die Liste.

Außerdem möchte ich noch Chatsworth House sehen, das sowohl als Drehort für den Wohnsitz von Mr. Darcy diente, als auch Jane Austen selbst als Inspiration für Pemberley gedient haben soll.



Der nächste Tage bringt ein wenig Sonne mit und es geht Richtung Derbyshire. Ich habe mir einen Campingplatz gebucht, eine Dusche ist von Nöten und auch die Wasserversorgung muss erledigt werden. Das ist tatsächlich nicht besonders einfach in England, außer man besucht einen Campingplatz. Diesmal war ich mutig und habe mir einen Platz ausgesucht, der zu einer Farm gehört und der nur Stellplätze auf Gras hat. Grundsätzlich schön, bei dem vielen Regen aber auch eine matschige Angelegenheit und ich habe gar keine Lust auf Steckenbleiben. Aber in der Beschreibung stand, Allwetter-Grasplätze, ich will dem mal Glauben schenken. Ich werde sehr nett begrüßt, aber beim Einparken stellt sich heraus, dass es doch nicht so die beste Idee war.


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Der Mitarbeiter des Campingplatzes weist mich in den Platz ein, da er mir Kunststoffmatten ausgelegt hat, damit ich sicher auf den Platz fahren kann, doch beim ersten Einschlagen lande ich wohl kurz im Gras. Es passiert nichts, aber der Besitzer des Platzes ist not amused und erklärt mir, dass die Saison gerade losgeht und er das Gras möglichst gut intakt sehen will. Dafür, dass mich sein Mitarbeiter falsch eingewiesen hat, kann ich wohl nichts, aber nun gut. Mag ich ja nicht so gerne, wenn vor allem ein Mann mit mir spricht, als wäre ich dumm oder könnte nicht autofahren. Nun gut, ich gucke mir die Sache mal an. Der Platz ist natürlich nicht eben und weil alles nass und der Boden aufgeweicht ist, traue ich mich nicht, den Van mit Auffahrkeilen auszugleichen. Wir kochen und schlafen also im schiefen Campervan und zahlen Geld dafür…ich hasse das. Die ganze Situation macht mir schlechte Gefühle, einzig der Spaziergang, den ich noch mit Paula mache, mit wunderschönem Blick über Derbyshire, rettet den Abend noch.

Und weil ich keine Lust mehr habe, solche Situationen auszuhalten und sie ja auch nicht aushalten muss, beschließe ich mir direkt einen anderen Platz zu buchen, auch wenn das Osterwochenende bevorsteht, es wird sich schon etwas finden.


Und tatsächlich bekomme ich noch einen Platz auf dem ziemlich vollen Campingplatz direkt neben Chatsworth House, jackpot! Da packe ich die Gelegenheit gleich beim Schopf und buche direkt noch eine Eintrittskarte für das Herrenhaus und die Gärten.

Ich verstaue also, nach einer richtig schlechten Nacht in Schieflage, morgens direkt meine Sachen und fahre noch vor dem ersten Kaffee in Richtung Chatsworth House. Frühstücken will ich auf dem Parkplatz des Hauses, danach geht es dann an die Besichtigung.

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Den Hund muss ich für den Rundgang im Haus im Van lassen, das ist in Ordnung, nachher in die Gärten darf Paula dann mitkommen. Ich schlendere also durch dieses sehr gepflegte Herrenhaus, das eigentlich eher wie ein Schloss aussieht. Seit dem 16. Jahrhundert wohnt darin die Familie Cavendish, Dukes of Devonshire. Ich erkenne einige Drehorte aus Stolz und Vorurteil wieder, die Eingangshalle, die Elizabeth Bennet bei ihrem Besuch in Pemberley mit ihrer Tante und ihrem Onkel zuerst betritt und später auch die Skulpturengalerie, in der im Film eine Skulptur Mr. Darcys ausgestellt ist.

Später bestaunen Paula und ich die schön angelegten Gärten des Hauses und streifen über das riesige Grundstück. Sogar einen Felsengarten gibt es hier, riesige Felsen, die hierher gebracht wurden um die Landschaft rund um Chatsworth House widerzuspiegeln. Noch blühen nur die ersten Frühlingsblumen, wie schön es sein muss, wenn alle Bäume ausgetrieben haben und die Blumen all ihre bunten Farben zeigen.


Nach einem kleinen Mittagssnack geht es dann auf den Campingplatz unweit des Hauses, die nächsten zwei Tage verbringen wir da entspannt und mit schönen Spaziergängen rund um Chatsworth House.



Als einen der letzten Stopps im Peak District steht dann noch Stanage Edge auf der Liste. Der Ort, den Elizabeth Bennet besucht und an dem Keira Knightley im Film auf einem Felsen steht und über die Landschaft blickt. Das will ich natürlich auch!

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Am Samstag des Osterwochenendes scheint die Sonne und selbstverständlich sind Paula und ich nicht die einzigen, die es raus auf den Berg zieht. Aber wir haben Glück und bekommen einen guten und kostenlosen Parkplatz am Straßenrand, von dem aus wir entspannt das kurze steile Stück auf den Stanage Edge laufen können, das schafft sogar meine alte Hundedame recht leicht. Der Stanage Edge ist ein Sandstein-Steilabbruch, der sich mehrere Kilometer über die Landschaft erstreckt, der höchste Punkt ist 458 Meter hoch.

Viele Wanderer, aber auch viele Kletterer sind an diesem Tag unterwegs, das Wetter ist ja auch perfekt dafür. Paula und ich wandern ein bisschen den recht flachen Weg entlang, der sich oben befindet, ich mache zahlreiche Fotos und ein wenig später machen wir uns an den Abstieg um später den Van noch einmal umzuparken, so dass wir einen richtig guten Ort für die Nacht ergattert haben. Und obwohl am Ostersonntag alles in Nebel gehüllt ist, machen wir nochmal eine kleine Wanderung, bis ich merke, dass es für Paula vielleicht zu viel wird.

Ich beschließe, wie einige andere Camper, die mit mir hier parken, noch eine Nacht zu bleiben und am Montag direkt Richtung Manchester zu fahren, wo ich in einem kleinen Ort in der Nähe mit einer Freundin verabredet bin.





Auf dem Weg nach Manchester durchquere ich noch ein kleines Stück des Peak District Nationalparks, fahren eine enge Passstraße entlang und wir laufen noch zum Mam Tor, ein Gipfel in Derbyshire, von dem aus wir nur bedingt gute Aussicht haben, weil es nieselt und nebelig ist. Aber egal, die Bewegung tat gut und weil ich die Seniorenhündin dabei habe, machen wir auch nur eine kleine Runde daraus.

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Dass ich dann nach dieser schönen Woche, meinen Ostermontag noch mit Hayley verbringen darf, die Coachin, die mir in meinem letzten Arbeitsjahr quasi das Leben gerettet hat, ist ganz wunderbar!

Wir essen eine nordenglische Spezialität im Pub und unterhalten uns ein paar Stunden über Gott und die Welt. Wir haben uns bisher immer nur über Zoom gesehen und unterhalten, aber es fühlt sich an, als würden wir uns auch im echten Leben schon lange kennen.

Weil ich nicht mitten in einem Ort übernachten möchte, fahre ich nach unserem Treffen noch ein Stückchen einen Hügel hinauf und wir finden einen friedlichen Parkplatz unweit eines Wasserreservoirs für die Nacht.


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