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Schottland, Baby! Muss ich mich von Paula verabschieden?

Pyramiden, Schnee und ein kranker Hund...

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Eine Pyramide in den schottischen Highlands?

Nachdem wir die stürmischen Tage in den Lowlands hinter uns gebracht haben, geht es Anfang April weiter Richtung Norden. Eigentlich möchte ich am Liebsten direkt in den Westen fahren, aber die Wettervorhersage für die Region schreckt mich noch ab, also beschließe ich, doch den östlichen Teil der Highlands zuerst zu erkunden.



Meine erste Übernachtung in den Highlands plane ich an einem See, nahe des Loch Lomond.

Diese Gegend habe ich auch bei meinem ersten Besuch in Schottland schon einmal gesehen und fand es wunderbar da.

Nach einer kleinen Recherche, wo ich meinen Tag und die Nacht verbringen kann, wird klar, dass man um den Loch Lomond und an allen anderen Seen in dieser Region gegen eine geringe Gebühr wild campen kann, dies nur online anmelden muss und die Genehmigung ausdrucken und mitführen sollte. Weil ausdrucken aber keine Möglichkeit ist, freut es mich zu lesen, dass an dem See, an den ich fahren möchte, campen im Wohnmobil bis zu drei Nächte ohne Permit erlaubt ist.

schottischer See mit Bergen rundherum
Loch Earn

Ich mache mich also mit Van und Hund auf den Weg zum Loch Earn, vorher kaufe ich noch einen großen Sack Hundefutter, damit Paula erst mal versorgt ist.

Am Loch Earn angekommen, stehen wir zwar mit der Straße im Rücken aber direkt am See. Ich bin voller Freude, denn genau so habe ich mir das vorgestellt!

Als wir ankommen, ist es noch warm genug, dass ich die Schiebetür des Dicken auflassen kann und alles was ich höre ist leises Plätschern des Sees, ein absoluter Traum.

Und auch wenn das Wetter später umschlägt und es die ganze Nacht durchregnet, die erste Nacht in den Highlands war einfach super entspannt.

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Loch Tay

Meine Idee ist es, mich so langsam Richtung Balmoral Castle aufzumachen, dem Schloss der britischen Royals. Einen Zwischenstopp möchte ich aber noch machen und suche mir einen Stellplatz in den Bergen raus. Doch meine Pläne werden mal wieder vom Wetter durchkreuzt: in den Cairngorms soll es schneien und auch dementsprechend kalt werden. Obwohl ich Winterreifen auf meinem Van habe, habe ich wirklich null Bock auf Schnee. Also disponiere ich um und fahre über Dalwhinnie, ein nicht besonders schöner Ort, aber Heimat meines Lieblingswhiskys. Und weil ich dort auch einen guten Stellplatz finde, der auch bei viel Regen, oder sogar Schnee, ideal ist, beschließe ich dort zu bleiben, bevor es nach Balmoral geht.

eine Hand hält eine Flasche Whisky
Lieblingswhisky :)

Auf dem Weg und auch vom Ort Dalwhinnie aus, kann ich die beschneiten Bergspitzen sehen, der Wetterbericht, hatte also nicht gelogen. Und natürlich habe ich dann dort auch die Distillery besucht, leider auch ein bisschen Geld dort gelassen. Aber nun gut, der Whisky ist eben mein Favorit. Die Nacht wird eiskalt, zum Glück läuft meine Heizung und der Regen hört auch nicht wirklich auf.

Für den nächsten Tag ist aber einigermaßen trockenes Wetter angesagt, das heißt, meinem Plan nach Balmoral zu fahren, steht nichts im Wege.

Auch hier fahre ich abenteuerlich durch die Berge und passiere sogar ein Skiresort, aber Schnee liegt hier keiner, doch nicht ganz so hoch scheinbar. Wir fahren also durchs Nirgendwo, für etliche Kilometer sehen wir weder Häuser noch andere Autos. Irgendwann treffen wir aber wieder auf die Hauptstraße, biegen rechts ab und landen nach zehn Minuten am Parkplatz des Schlosses.

Dort angekommen, stelle ich beim Bezahlen des Parkplatzes fest, dass man für 10 Pfund dort auch mit dem Camper übernachten kann. Und weil der Eintritt in die Gärten des Schlosses um die Jahreszeit noch kostenlos ist und ich mir so keine Gedanken mehr über einen Schlafplatz machen muss, kaufe ich ein Parkticket für 24 Stunden.

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Balmoral Castle

Paula darf auch mit in die Gärten, natürlich, es gibt kaum hundefreundlichere Menschen als die Briten, und so wackeln wir los. Erstes Ziel ist natürlich das Schloss, das erstaunlich klein ist und Anfang April auch noch halb im Winterschlaf ist. Es wird daran herumgewerkelt und auch draußen im Garten viel gearbeitet, ist also alles etwas unspektakulärer als erwartet, aber das ist ja meistens so. Egal, wir begeben uns auf einen Rundgang durch die Wälder und dann am River Dee entlang, bei dem wir einen schönen Blick auf das Schloss und die Umgebung haben, es liegt wirklich herrlich idyllisch in die Hügel der Cairngorms gebettet. Irgendwo auf dem Land der Königsfamilie soll sich auch eine Pyramide befinden, doch die liegt offenbar so weit entfernt auf einem Hügel, dass ich das Paula nicht noch zumuten will, nach unserem Rundgang auch noch diesen Berg zu besteigen. Und weil sich auch der Regen wieder einstellt, geht es zurück in den Van für Tee und ein wenig Gemütlichkeit.



Den Pyramidenplan lasse ich aber noch nicht sausen, am nächsten Morgen lässt sich die Sonne blicken und wir gehen nach dem ersten Kaffee los.

Auf einem steilen aber kurzen Weg kommen wir nach 40 Minuten an der Pyramide an, die wirklich beeindruckend ist. Wer kommt auch auf die Idee, dass eine Pyramide mitten in den schottischen Highlands versteckt ist?

Natürlich ist dieses Bauwerk kein Grab eines ägyptischen Königs, sondern ein Cairn, ein Denkmal für Prince Albert, der sehr früh plötzlich verstorbene Mann Queen Victorias. Sie hatte ihn offenbar sehr geliebt und war von seinem Tod so schockiert, dass sie danach lange Zeit in völlige Isolation ging und ausschließlich schwarz trug.

Auf dem gesamten Gelände rund um das Schloss stehen viele Cairns, viele Denkmäler für Prinzen uns Prinzessinnen, doch eine Pyramide hat nur Victorias verstorbener Mann bekommen.


Von hier oben hat man eine wunderbare Sicht in die Cairngorms, doch es ist auch windig und weil das Denkmal im Schatten steht, ist es auch nicht besonders warm. Wir machen uns also an den Abstieg, Paula ist wirklich fleißig mit am Start, und kommen vor Ablauf unseres Parktickets wieder am Van an, Frühstück ist zeitlich auch noch drin.


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Craigievar Castle

Und weil das heute schon ziemlich viel Programm war, landen wir eine gute Stunden später schon auf einem kleinen Wanderparkplatz in der Nähe eines Steinkreises, ein entspannter Ort um den restlichen Tag in der Sonne zu verbringen.

Auf dem Weg habe ich noch am Craigievar Castle angehalten, das hatte ich mal als Must-See gespeichert. Dieses Schloss sieht man zum Beispiel öfters bei Instagram, und ich denke vor allem, weil es rosa ist. Als wir dort ankommen ist es gerade hinter Bauzäunen versteckt rundherum wird saniert. Ich laufe trotzdem einmal rundherum, mache zwei drei Fotos, doch dann fahren wir wieder. Ich habe es also angeguckt, damit ihr es nicht tun müsst. ;)



Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonne und wir fahren Richtung Nordosten, an die Küste. Ich vermisse das Meer und hoffe auf ein paar schöne Orte an der Küste. Nach kleinen Zockelstraßen geht es dann wieder eine größere, schnellere Straße entlang, doch wir biegen dann irgendwann wieder rechts in eine Single Track Road ab um zum Findlater Castle zu kommen.

Diese Ruinen stehen direkt am Wasser auf hohen Klippen und sehen tatsächlich recht spektakulär aus. Auch der Spaziergang dorthin macht Freude und Paula hat Spaß mit mir die Gegend zu erkunden.

Und weil auf dem Parkplatz kein Übernachtungsverbot zu sehen ist, bleiben wir einfach die ganze Nacht, das sogar alleine und werden noch mit einem spektakulären Abendhimmel verwöhnt.



Wir verlassen Findlater Castle in der Sonne und fahren Richtung Westen, in die Nähe von Inverness, wo ich erst mal einen Campingplatz ansteuere, denn mein Grauwassertank ist voll und eine Dusche überfällig. Und wenn ich schon mal da bin, kann ich auch gleich noch Wäsche waschen. Schon auf dem Weg dorthin, wird der Wind immer stärker und später kommt dann auch mal wieder der Regen ein wenig an. Aber dort, auf diesem Platz, passiert sowieso eine ganze Menge, sowohl wettertechnisch als auch bei Paula und mir.


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Paula, das Häufchen Elend

Nachdem sich Regen, Sonne und starker Wind ständig abwechseln, ich geduscht bin, die Bettwäsche gewechselt ist und es auch noch etwas zum Abendessen gab, fällt mir plötzlich auf, dass Paula irgendwie komisch drauf ist. Sie sitzt im Van und irgendetwas an ihrer Körperhaltung gefällt mir nicht, sie wirkt irgendwie lethargisch und reagiert auch nur sehr verhalten, wenn ich sie anspreche.

Und als sie aus dem Van springt, weil ich denke, sie muss vielleicht ein Geschäft erledigen, landet sie, nicht wie sonst, sauber auf ihren vier Pfoten, sondern knickt weg und stürzt regelrecht. Auch als sie sich aufrichten und loslaufen will, taumelt sie nur und hat einen starken Rechtsdrall wenn sie versucht zu laufen.

Ich gerate in Panik und denke sofort: Schlaganfall! Denn so sieht es für mich aus.

Nachdem ich sie wieder in den Van gehievt habe, google ich ein bisschen und finde nicht wirklich etwas heraus, außer dass es sehr unwahrscheinlich aber nicht unmöglich für Hunde ist, einen Schlaganfall zu bekommen.

Mir lässt das Ganze natürlich keine Ruhe, also suche ich im Internet nach Tierärzten in den Umgebung, die einen Notdienst haben. Klar ist es Samstagabend, was auch sonst.

Ich muss dazu anmerken: Paula ist wirklich eine extrem gesunde Hündin, die in den über zehn Jahren, die sie bei mir ist, wirklich fast nie etwas ernstes hatte, die Tierarztpraxis hatten wir meistens nur für Impfungen etc. besucht.

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Unsere Nachbarn auf dem Campingplatz

Nachdem ich eine Praxis erreicht hatte, war klar, ich fahre da sofort hin. Also alles zusammenpacken und um 20 Uhr zum Tierarzt. Geil. Den taumelnden Hund auf dem wackelnden Rücksitz. Alles ganz toll.

Die Tierärztin ist supernett und erklärt mir, dass man ohne ein MRT oder CT des Gehirns nicht genau sagen kann, was die Ursache für die Symptome ist, doch sie gibt Paula eine Spritze gegen Übelkeit und ein durchblutungsförderndes Medikament. Denn es ist wohl klar, irgendetwas stimmt mit dem Gleichgewicht nicht, auch Paulas Augen zucken extrem von links nach rechts, wohl ein deutliches Zeichen, dass das Gehirn versucht irgendwie den Schwindel auszugleichen.

Die Ärztin schickt uns also zurück auf den Campingplatz mit der Bitte, den Hund 48 Stunden zu beobachten, dann würde sich zeigen, ob Verbesserung oder Verschlechterung eintritt.


Am Campingplatz angekommen, bin ich eigentlich nur noch am Heulen, rufe meine Mutter an, klage ihr mein Leid und denke eigentlich schon die ganze Zeit darüber nach, dass ich mich vielleicht bald von meiner besten Freundin verabschieden muss. Ich weiß ja, sie ist eine alte Hündin, lange wird das nicht mehr gehen und ich habe schon öfter darüber nachgedacht, wie es wohl sein wird, wenn ich sie vielleicht einschläfern lassen muss. Und ich habe mir immer geschworen, dass ich sie nicht leiden lasse, wenn sie irgendwann nicht mehr laufen kann.

Nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf, verbringe ich einen eben so unruhigen Sonntag und habe eher das Gefühl, Paula geht es schlechter als besser. Irgendwann schreibe ich dann meiner ehemaligen Hundesitterin Anne in Berlin, die mittlerweile Tierärztin ist und frage sie nach ihren Gedanken zu der Situation. Und ich bin Anne so dankbar, dass sie sich die Zeit genommen und mir viel erklärt hat. Denn sie vermutet, es sei das Vestibularsyndrom, eine Krankheit, die häufig bei alten Hunden vorkommt und die Symptome würden alle sehr gut passen. Das klingt alles schon mal besser und am nächsten Tag vereinbare ich nochmal einen Termin in der Tierarztpraxis um für Paula Tabletten gegen die Übelkeit und weitere für die Durchblutung zu bekommen. Auch diese Tierärztin ist wahnsinnig nett, berät mich gut und gibt mir die gewünschten Medikamente mit. Und nun heißt es abwarten.

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Endlich mal Windstille, der kleine See am Campingplatz

Hier findest du die Website des super netten Barrow Campingplatzes, auf dem wir Zuflucht gefunden hatte, als Paula krank war.

Sehr zu empfehlen und eine halbe Stunde von Inverness entfernt.


Ich verlängere unseren Aufenthalt auf dem Campingplatz, denn ich möchte nicht zu weit von der Praxis weg fahren, außerdem traue ich mich noch nicht, den schwankenden Hund zu fahren, dem die ganze Zeit übel ist. Und sich keine Sorgen über Strom- und Wasserversorgung in dieser Situation machen zu müssen, hilft mir auch sehr.


Long story short: wir bleiben insgesamt sechs Tage auf dem Campingplatz, ab dem dritten Tag habe ich dann auch das Gefühl, dass es aufwärts geht mit Paula. Und obwohl sie nichts frisst, trinkt sie doch aus dem Teich auf dem Gelände.

Und weil ich ganz wundervolle Freunde habe, mit denen ich regelmäßig zeichne, sammeln diese irre lieben Menschen hinter meinem Rücken Geld für die Tierarztkosten, wie wunderbar ist das denn? Ich danke hier nochmal jeder einzelnen Person, ihr seid die Größten!


Nachdem es Paula schnell wirklich deutlich besser geht und sie auch nach 5 Tagen schon wieder laufen mag, noch nicht ganz wackelfrei aber immerhin, machen wir uns auf den Weg Richtung Westen!




 
 
 

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